Historischer Tibarg
Geschichte und Geschichten
1343: Als „Nova Villa“ (dt. neues Dorf) taucht Niendorf das erste Mal urkundlich auf, und zwar im Verzeichnis der Grundeinkünfte des Pfarramtes Hamburg-Eppendorf. Es war schon damals ein gut besiedeltes Haufendorf.
1770: Die Kirche am Niendorfer Markt wird geweiht. Sie gilt heute neben dem Michel als das bedeutendste Barockbauwerk Hamburgs.
1794: Am 24.12. wird der erste Niendorfer Jahrmarkt bewilligt. Damals gab es zwei Termine: Immer dienstags vor Pfingsten und ein Tag in der ersten Oktoberhälfte. Außerdem wurde auf dem heutigen Tibarg ein Krammarkt zugelassen. Die Attraktion: Eine Luftschaukel. Typischer Snack: Ein Fisch an der Aalbude.
Anfang des 19 Jahrhunderts: Alma Hinsch eröffnet Niendorfs erstes Kolonialwarengeschäft. Es wurde während des zweiten Weltkrieges 1943 ausgebombt und nicht wieder aufgebaut.
1873: Niendorf stellt einen Nachtwächter ein, der immer zwischen 10 Uhr abends und 4 Uhr morgens seine Runden um den Tibarg macht. Er hatte den Status eines Dorfpolizisten und verdiente 180 preußische Taler im Jahr.
1937: Am 1.4. scheidet Niendorf aus dem Kreisverband Pinneberg und der Provinz Schleswig-Holstein aus und wird ins Hamburger Staatsgebiet einbezogen. Die Krux: Auf einmal hatte Hamburg zu viele Straßen mit gleichem Namen. So hießen die Chausseen in Richtung Stadt meist „Hamburger Straße“. Es mussten also viele Verkehrswege neu benannt werden. Die Umbenennung zog sich bis in die 40er Jahre hin.
1948: Auch der Tibarg bekommt seinen neuen Namen, abgeleitet von „Thing“ dem Versammlungsort der Germanen. Noch in bis vor ein paar Jahrzehnten hieß der Tibarg bei den älteren Bürgern im Volksmund tatsächlich „Theeberg“, nach der Stätte, wo die sächsischen Vorfahren sich versammelten, um Recht zu sprechen. Nach Kriegsende entstehen rund um den Tibarg die meisten Geschäfte.
1949: An den Weihnachtstagen eröffnet der „Palmengarten“, Niendorfs erstes Kino mit 550 Plätzen. Ein Erfolgsfilm des Jahres 1949: „Der dritte Mann“. 1963 aber gingen im „Palmengarten“ die Lichter wieder aus. Die Konkurrenz des Fernsehens war zu groß.
1952: „Sausewind“, der erste öffentliche Bus Niendorfs, bringt die Besucher zum Tibarg.
1985: Die U-Bahn Linie U2 hält jetzt direkt am Niendorfer Markt. 1991 wird Sie bis Niendorf-Nord weitergeführt. Im Zuge des U-Bahn-Baus wird der südliche Teil des Tibarg umgestaltet. Es entsteht ein Wellenlandschaft aus Pflastersteinen.
2002: Eröffnung des Tibarg Centers, einer Shopping Mall im Norden des Tibarg.
2007: Mit Sondermitteln der Stadt finanziert, wandelt der südliche Tibarg erneut sein Gesicht. Die Steinwellen verschwinden und machen Platz für eine verbreiterte Flaniermeile kombiniert mit Kurzzeitparkmöglichkeiten. Der Süden des Tibarg hat heute wieder den gemütlichen Charakter der alten Dorfstraße, die der Tibarg einmal war.
*Unser Dank gilt Rektor i.R. Horst Grigat, Autor des Buches „Hamburg-Niendorf von der Steinzeit bis zu Gegenwart“